Durch den südlichen Lainzer Tiergarten
Autor: Werner Reitmeier
Streckenlänge: kleine Runde 3,8 km, große Runde 7,6 km, mit Abstecher zur Hubertuswarte 8,8 km
Startpunkt: Gütenbachtor Google Maps Link
Der Lainzer Tiergarten ist ein beliebtes Erholungs- und Ausflugsgebiet der Wiener Bevölkerung und – als einer der ältesten Tierparke Europas – die Heimat diverser „wilder“ Säugetiere, vor allem für das sogenannte Schalenwild wie Wildschweine, Hirsche und Mufflons. Weniger bekannt ist sein Artenreichtum an anderen Tieren und auch Pflanzen. So sind bislang mehr als 50 Heuschreckenarten innerhalb der Mauern bekannt geworden. Viele kann man bei diesem Spaziergang hören und mit etwas Glück auch zu Gesicht bekommen.
Wir starten beim Gütenbachtor, wo wir ab Ende April schon von einzelnen singenden Feldgrillen begrüßt werden. Bei der ersten Abzweigung, zwischen einer großen Linde und dem Brunnen, gehen wir nach rechts in östliche Richtung, überqueren den Gütenbach und treffen bald wieder auf die Tiergartenmauer. Vor uns können wir auf der Wiese einige ältere, z. T. schon abgestorbene Eichen sehen. An dieser Stelle finden wir wegbegleitend viele magere, kiesige Flächen, vor allem ab dem Bereich, wo die Mauer einen Knick Richtung Südosten macht. Dies ist der ideale Lebensraum für die Blauflügelige Ödlandschrecke und die Italienische Schönschrecke; auch einzelne Langfühler-Dornschrecken und Braune Grashüpfer kann man hier sehen bzw. hören.
Unser Weg macht einen Linksknick und wir wandern nun für rund 500 m den Nordrand der Fasslbergwiese entlang. Diese beherbergt das größte Wiener Vorkommen der im östlichen Österreich schon sehr seltenen Großen Höckerschrecke, ein wahrer Augen- und Ohrenschmaus! Auch das Grüne Heupferd, das Zwitscher-Heupferd, der Warzenbeißer, alle drei Wiener Strauchschrecken-Arten und viele der üblichen Wiesenarten sind hier zu vernehmen. Links des Weges sieht man die für den Tiergarten typischen Waldränder: Die sehr trockenen, mageren Wiesen zeigen viel Offenboden, teilweise vom Schwarzwild aufgewühlt. An solchen Stellen fühlt sich die Rote Keulenschrecke wohl, und die Weibchen der Großen Höckerschrecke finden hier ideale Eiablageplätze. Gehen wir weiter, wird die Fasslbergwiese zunehmend schmaler und feuchter. Dementsprechend können wir hier feuchtigkeitsliebende Arten wie die Langflügelige Schwertschrecke und die Große Schiefkopfschrecke finden.
Unser Weg dreht nun nach Norden und nach einer kurzen schattigen Passage mit mehreren Bächlein und Wassergräben links und rechts des Weges erreichen wir die Lainzer Große Stockwiese, die sich uns nun linkerhand präsentiert. Diese reich strukturierte Wiese stellt ein Mosaik aus trockenen Hügeln (sogar mit felsigen Elementen) und feuchten Gräben dar, was sich auch im Arteninventar widerspiegelt: Nicht weniger als 25 Arten konnten auf diesem Wiesenkomplex festgestellt werden, darunter auch der auffällige Große Heidegrashüpfer.
Nach einem kurzen Anstieg nehmen wir an der folgenden T-Kreuzung den Weg links Richtung Westen, halten eine verdiente Rast auf einer der zahlreichen Ruhebänke und lauschen dem Konzert der vielen Heuschreckenarten. Beim Weitergehen haben wir linkerhand einen großartigen Blick auf die Stockwiese und den südlichen Wienerwald dahinter. Wer sich für die kurze Variante entscheidet, geht immer geradeaus der Wiese entlang, dann noch ca. 600 m im Wald, um wieder auf einen Wiesenkomplex (Untere Wildpretwiese) mit einigen Abzweigungen zu treffen. Auf dem mit Gütenbachtor beschrifteten, im spitzen Winkel nach links abzweigenden Weg kommt man nach ca. 1 km zurück zum Ausgangspunkt.
Wem die kleine Runde zu kurz ist, der biegt etwa 300 m nach der zuvor erwähnten T-Kreuzung nach rechts Richtung Hirschgstemm ab, durchquert auf diesem Weg zuerst die Kleefrische Wiese und passiert danach linkerhand die Kaltbründlwiese, beides artenreiche Magerwiesen mit hohem Offenbodenanteil. Früher wurden auf der Kaltbründlwiese noch regelmäßig Große Höckerschrecken angetroffen, vielleicht gelingt ja ein Wiederfund? Ab hier steigt der Weg weiter bergan, nach ca. 500 m kann man nach rechts abzweigend noch einen Abstecher zur Hubertuswarte am Kaltbründlberg machen (diese Variante verlängert die Tour um etwas mehr als einen Kilometer). Wer dies nicht will, geht geradeaus weiter, um eventuell im Rasthaus Hirschgstemm einzukehren. Danach folgen wir der Beschriftung Laaber Tor und Gütenbachtor Richtung Südwesten. Kurz nach der Brücke über den jungen Gütenbach halten wir uns zweimal links, den Wegweisern zum Gütenbachtor folgend, und durchqueren die Dianawiese, die rechts des Weges aus einer schönen Feuchtwiese besteht und sich im Hochsommer voll blühendem Blutweiderich und Wasserdost präsentiert. Vorbei an der Weindorferwiese kommen wir zu einer großen Rechtskurve. Vor uns liegt die Bärenbergwiese, welche wir entweder auf dem asphaltierten Hauptweg in einer großen S-Kurve an ihrem Westende abgehen, oder wir entscheiden uns für den schmalen Weg, der in dieser Rechtskurve geradeaus nach Südosten abzweigt. Bei dieser Variante liegt die Bärenbergwiese rechterhand, an ihrem östlichen Ende treffen wir wieder auf den asphaltierten Hauptweg. Die auffälligsten Arten auf dieser Wiese sind der Warzenbeißer und die Südliche Strauchschrecke; die Große Höckerschrecke wurde auch hier leider schon länger nicht mehr gefunden.
Bei der nächsten Verzweigung halten wir uns rechts, immer noch der Tafel Gütenbachtor folgend. Rechterhand befindet sich die Laaber Kaiserzipfwiese, auf welcher im Jahr 2019 ein Vorkommen der Sumpfschrecke entdeckt wurde. Von hier ist es noch ca. 1 km bis zu unserem Ausgangspunkt, dem Gütenbachtor.